Was bitte sind Promptfluencer?
Ich habe zu diesem Thema schon einmal geschrieben. Viele haben es gelesen, viele haben es verstanden. Aber leider: nicht alle. Denn diese Szene der Promptfluencer wächst weiter. Und mit ihr die Zahl derer, die glauben, mit einem fertigen Satz aus dem Internet könnten sie KI bändigen, ihr Business retten oder gleich zum digitalen Millionär werden. Es ist ein bisschen wie bei Diätpillen: Alle wissen, dass sie nicht wirken – aber irgendwer kauft sie trotzdem. Weil’s so schön einfach klingt. Weil man hoffen will. Und genau davon leben die Promptfluencer (ich hab den Begriff nun auch in mein Glossar aufgenommen).
Sie sind überall. Auf TikTok, LinkedIn, Insta. Sie heißen oft irgendwie mit „AI“ im Handle oder tarnen sich unter generischen Namen. Und sie posten tägliche Dosen Bullshit mit Karussellgrafik. Ihre Message? „9 Prompts, die dir ein passives Einkommen bringen.“ Oder: „15 Prompts, mit denen du nie wieder arbeiten musst.“ Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist es auch. Denn hinter dieser Hochglanz-Show steckt nur eins: heiße Luft.
Promptfluencer leben davon, dass andere nicht wissen, wie KI funktioniert. Dass Menschen glauben, es gäbe diese eine Zauberformel. Den einen Satz, der ChatGPT in einen Geldautomaten verwandelt. Spoiler: Gibt’s nicht. Was es aber gibt, sind Menschen, die dir genau das verkaufen wollen.
Warum diese Leute dir nichts bringen. Außer Frust.
Wer Prompts verkauft wie PDFs auf Etsy, macht keinen echten Wert. Er recycelt. Copy-Paste-Taktik in Reinform. Und du? Du kaufst einen Satz wie „Schreibe mir 10 virale TikTok-Ideen für meine Nischenmarke“ und wunderst dich, warum der Output klingt wie die x-te Wiederholung der Big Bang Theory.
Diese Prompts bringen dich nicht weiter. Sie geben dir keinen Vorsprung. Sie machen dich nicht smarter, kreativer oder effektiver. Sie machen dich ersetzbar. Weil sie für jeden gemacht sind, also für niemanden wirklich.
Das Problem ist nicht, dass sie schlecht geschrieben sind. Das Problem ist: Sie passen nicht zu dir. Nicht zu deinem Business. Nicht zu deiner Sprache. Nicht zu deinem Ziel. Und dann sind sie wertlos. Oder schlimmer: kontraproduktiv.
Generische Prompts bringen generische Ergebnisse
Wenn du KI nutzt wie ein Mikrowellenrezept, kriegst du halt Mikrowellenfutter. Aber keine Michelin-Küche. Ein guter Prompt entsteht nicht auf Zuruf. Er entsteht durch Denken. Durch Ausprobieren. Durch Feedback.
Denn: Kontext ist alles. Ob du Texte generierst, Strategien entwickelst oder Ideen brainstormst: Du brauchst mehr als „Schreib mir 10 Tipps für meine Selbstständigkeit“. Du brauchst Klarheit.
Ein guter Prompt denkt mit. Er kennt das Ziel, die Zielgruppe, den Tonfall. Er weiß, was DU brauchst. Nicht was irgendjemand im Internet braucht. Er ist ein Werkzeug, das auf dich zugeschnitten ist. Nicht irgendein Schraubenzieher aus der Social-Media-Grabbelkiste.
„Die größte Illusion im Umgang mit KI ist, dass sie für uns denkt. In Wahrheit denkt sie nur so gut, wie wir fragen.“
Alex Januschewsky
Selbst denken statt blind kaufen
Es klingt hart, aber: Wer glaubt, mit 9 Prompts zum Unternehmer zu werden, hat das Spiel nicht verstanden. KI ist kein Shortcut. Kein Selbstbedienungsladen für Erfolgsrezepte. Sie ist ein Werkzeug. Und wie jedes Werkzeug muss man lernen, es zu benutzen.
Der Unterschied? Wer sich Prompts kauft, bleibt Konsument. Wer lernt, Prompts zu schreiben, wird Gestalter. Das ist wie beim Kochen: Du kannst Rezepte nachkochen. Oder verstehen, wie Geschmack funktioniert. Rate, wer länger satt wird.
So wirst du selbst zum Prompt-Profi
Fang bei dir an. Nicht bei Etsy. Nicht bei TikTok. Frag dich: Was will ich eigentlich von der KI? Was soll sie leisten? Wie klingt mein Stil? Welche Ergebnisse brauche ich wirklich?
Dann: testen. Spielen. Optimieren. Ein Prompt ist kein Stein gemeißelt. Er ist lebendig. Du wirst merken: Je klarer du wirst, desto besser wird die KI. Nicht, weil sie klüger wird, sondern weil du sie besser steuerst.
Und plötzlich merkst du: Du brauchst keine Listen mit vorgekauten Fragen. Du weißt selbst, was du willst. Du wirst schneller, besser, unabhängiger.
Schluss mit KI-Bullshit von der Stange
Promptfluencer leben davon, dass du denkst, du brauchst sie. Dass du unsicher bist. Dass du lieber konsumierst als ausprobierst. Aber das bringt dich nicht weiter. Im Gegenteil.
Wenn du wirklich mit KI arbeiten willst, brauchst du kein Set mit 15 Prompts. Du brauchst ein Gehirn, Neugier und den Willen, das Ding zu verstehen. Du brauchst Klartext, nicht Clickbait.
Lern prompten. Teste. Scheitere. Mach’s nochmal. Aber mach’s selbst. Denn nur so wirst du besser. Alles andere ist Selbstbetrug.
Nimm die KI an die Hand. Nicht den erstbesten Promptfluencer.