Ich verwende selbst in Gesprächen das Schlagwort „Generative AI“ und werde zumeist dann gefragt, was das denn eigentlich ist. Also: Ich hab ein neues Blog-Thema! Künstliche Intelligenz ist eines dieser Themen, die jeder irgendwie kennt, aber kaum jemand so richtig einordnen kann. Vor allem wenn es um Generative AI geht, ist die Verwirrung oft groß. Was macht diese Art von KI so besonders? Und wie unterscheidet sie sich von anderen Formen der KI, die schon länger im Einsatz sind?
In diesem Artikel schauen wir uns genau das an: Was „Generative AI“ eigentlich ist, wozu sie gut ist und wie sie sich von anderen KI-Arten unterscheidet. Mit Beispielen, klarer Sprache und einem Blick auf das, was realistisch ist – und was eher Hype.
KI ist nicht gleich KI
Hier sind die wichtigsten Typen:
1. Regelbasierte KI (Symbolische KI)
Das ist die klassische, alte Schule der KI. Sie arbeitet mit „Wenn-dann“-Regeln. Beispiel: Ein Expertensystem in der Medizin fragt Symptome ab und gibt eine Diagnose auf Basis fester Regeln.
Beispiel: Ein Programm zur Steuerberatung, das sagt: Wenn du verheiratet bist und Kindergeld bekommst, dann bekommst du diesen Steuerfreibetrag.
2. Machine Learning (ML)
Hier lernt die KI aus Daten. Sie bekommt viele Beispiele, erkennt Muster und kann daraus Prognosen oder Entscheidungen ableiten. Kein Regelwerk von Hand mehr, sondern Lernen durch Erfahrung.
Beispiel: Ein Spamfilter, der lernt, welche Mails wahrscheinlich Spam sind, basierend auf vorherigen Beispielen.
3. Deep Learning
Das ist eine Unterform von Machine Learning. Hier werden neuronale Netzwerke mit vielen Schichten („deep“) verwendet, um sehr komplexe Aufgaben zu lösen.
Beispiel: Bilderkennung: Ein neuronales Netz erkennt, ob auf einem Bild ein Hund oder eine Katze zu sehen ist.
4. Generative AI
Und dann gibt es eben noch diese neuere Kategorie: Generative AI. Sie ist ein Spezialfall von Deep Learning – aber mit einem klaren Fokus: Sie erzeugt Inhalte.
Was ist Generative AI genau?
Generative AI (auch: generative KI) ist darauf spezialisiert, neue Inhalte zu generieren, die auf gelernten Mustern basieren. Das können Texte, Bilder, Musik, Videos, Programmcode oder sogar 3D-Modelle sein.
Der bekannteste Vertreter ist wahrscheinlich ChatGPT. Aber es gibt noch viele andere:
- DALL·E erzeugt Bilder aus Textbeschreibungen.
- Midjourney macht künstlerische Illustrationen oder realistische Bilder auf Basis von Prompts.
- KlingAI generiert Videos.
- Suno komponiert Musik.
Generative AI nutzt in der Regel sogenannte transformerbasierte neuronale Netze – das sind sehr leistungsfähige Deep-Learning-Modelle, die riesige Datenmengen verarbeiten und daraus Muster extrahieren.
Wichtig zu verstehen: Diese KI „versteht“ nicht im menschlichen Sinn. Sie modelliert Sprache, Bilder oder Musik so, dass das Ergebnis plausibel wirkt. Es geht um Wahrscheinlichkeiten, nicht um echtes Verständnis oder Bewusstsein.
Wie funktioniert Generative AI technisch?
Ohne zu tief in die Mathematik zu gehen: Generative AI wie GPT (Generative Pre-trained Transformer) analysiert riesige Mengen an Daten, z. B. Texte aus dem Internet. Beim Training lernt das Modell, welche Wortfolgen häufig vorkommen, welche Sätze aufeinander folgen, wie Grammatik funktioniert usw.
Wenn du einen Prompt eingibst (z. B. „Schreibe eine Zusammenfassung über Klimawandel“), wählt das Modell Wort für Wort das nächstwahrscheinliche Wort, bis ein sinnvoller Text entsteht. Das geht auch mit Bildern: Hier generieren Modelle Pixel für Pixel, basierend auf gelernten Strukturen.
Anwendungsgebiete von Generative AI
Die Möglichkeiten sind riesig, aber nicht alle sind schon wirklich praxistauglich. Hier ein paar Anwendungsfelder:
1. Texterstellung
Blogartikel, E-Mails, Zusammenfassungen, Skripte, Drehbücher – alles möglich. Viele Unternehmen nutzen bereits KI, um Content zu skalieren. Auch zur Kontrolle von Fehlern in Texten kann man KI verwenden.
2. Code-Generierung
Tools wie GitHub Copilot unterstützen Entwickler beim Programmieren, schlagen Codezeilen vor oder schreiben ganze Funktionen.
3. Bild- und Videogenerierung
Kreative Berufe wie Design, Werbung oder Film können von KI-unterstützter Inhaltserzeugung profitieren – sei es für Moodboards, Konzepte oder gleich ganze Animationen.
4. Bildung und Training
KI kann personalisierte Lerninhalte erstellen oder komplizierte Themen in einfacher Sprache erklären (so wie dieser Artikel).
5. Simulation und Prototyping
In Architektur, Produktdesign oder Gaming kann man Ideen schnell visualisieren, bevor man sie baut.
Was ist das Besondere an Generative AI?
Der Unterschied zu anderen KI-Arten: Statt nur zu analysieren, klassifizieren oder entscheiden, erschafft Generative AI neue Inhalte. Das ist eine radikale Verschiebung. Plötzlich ist KI nicht mehr nur ein Werkzeug für Effizienz – sondern eines für Kreativität.
Das sorgt für Begeisterung – und für Angst. Denn natürlich stellt sich die Frage: Wer braucht noch Designer, Texter oder Musiker, wenn die KI das alles selbst kann?
Die Antwort ist komplex, aber ehrlich gesagt: Die meisten KIs können das (noch) nicht allein. Sie brauchen Menschen, die sie richtig einsetzen, anleiten, bewerten, verbessern.
Grenzen und Herausforderungen
1. Qualität
Nicht jeder KI-generierte Text ist gut. Oft klingt es oberflächlich, generisch oder wiederholt sich. Bei Bildern entstehen manchmal merkwürdige Details (z. B. bei Händen oder Augen).
2. Fakten und Wahrheit
Generative KI erfindet oft Dinge. Das nennt man „Halluzination“. Klingt harmlos, kann aber gefährlich sein, wenn falsche Infos als Fakten ausgegeben werden.
3. Urheberrecht und Ethik
Wenn eine KI auf Millionen Werke trainiert wurde, stellt sich die Frage: Wem gehört der Output? Und ist das fair gegenüber den Künstlern, deren Arbeit als Trainingsmaterial diente?
4. Missbrauch
KI kann für Deepfakes, Desinformation oder Manipulation verwendet werden. Das ist keine Science-Fiction mehr.
Generative AI ist ein neues Kapitel, kein Ersatz für uns Menschen
Generative AI ist mehr als nur ein Tech-Trend. Sie öffnet neue Wege, wie wir Inhalte erstellen, lernen und kommunizieren. Aber sie ersetzt keine echte Kreativität. Sie ist ein Verstärker, kein Ersatz.
Für jeden, der mit Medien, Kommunikation, Bildung oder Entwicklung zu tun hat, lohnt es sich, diese Technologie zu verstehen – und klug zu nutzen. Nicht blind, nicht ängstlich, sondern pragmatisch.
Denn am Ende ist KI nur so gut wie der Mensch, der sie einsetzt.