Und warum du es nicht auf die lange Bank schieben solltest…
Barrierefreiheit ist kein „Nice to have“ mehr. Seit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist sie Pflicht – für viele Unternehmen ab 2025 sogar mit saftigen Strafen bei Nicht-Einhaltung. Und jetzt? Viel Arbeit, komplexe Standards, wenig Know-how?
Keine Panik. Künstliche Intelligenz kann dir helfen – ganz konkret. Nicht als Zaubertrick, sondern als Werkzeug.
Was bedeutet Barrierefreiheit eigentlich?
Barrierefreiheit heißt: Jeder Mensch – egal ob blind, gehörlos, motorisch eingeschränkt oder mit kognitiven Hürden – soll deine Website bedienen und verstehen können. Das betrifft:
- Lesbarkeit (Kontraste, Schriftgrößen)
- Struktur (Überschriften, Navigation)
- Bedienbarkeit (Tastatur statt Maus)
- Alternativtexte für Bilder
- Verständliche Sprache
In Deutschland und Österreich gilt dafür der Standard EN 301 549 (basiert auf den WCAG 2.1). Klingt kompliziert? Ist es auch – aber genau da kommt KI ins Spiel.
Was ChatGPT konkret tun kann
ChatGPT ist kein Prüftool, aber ein ziemlich guter Berater. Du kannst zum Beispiel sagen:
„Schreib mir barrierefreie Alternativtexte für diese Bilder.“
„Formuliere diesen Text in leichter Sprache.“
„Erklär mir die WCAG-Richtlinien in einfachen Worten.“
„Welche Hürden hat meine Website für blinde Nutzer:innen?“
Wenn du Code-Elemente einfügst (z. B. ein Menü oder ein Formular), analysiert ChatGPT die Struktur und gibt dir Tipps:
- Ist das HTML semantisch sinnvoll aufgebaut?
- Wurde das ARIA-Rollenmodell korrekt eingesetzt?
- Gibt’s Fallen für Screenreader?
So wird aus einem Sprachmodell ein Assistent für barrierefreies Design – vorausgesetzt, du fragst präzise.
KI-Tools, die dir helfen, Barrierefreiheit zu prüfen
Neben ChatGPT gibt’s Tools, die auf technische Prüfungen spezialisiert sind. Hier ein paar empfehlenswerte:
WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)
https://wave.webaim.org
Zeigt dir in einer Live-Ansicht an, wo Fehler liegen: fehlende Alt-Texte, zu niedriger Farbkontrast, falsch strukturierte Überschriften usw. Sehr übersichtlich – ideal für Einsteiger:innen.
Google Lighthouse
Im Chrome-Browser eingebaut. Öffne DevTools → „Lighthouse“ → „Accessibility“.
Bewertet deine Seite mit einem Score (0–100) und gibt Verbesserungsvorschläge. Sehr gut für Entwickler:innen, weil es direkt den Code analysiert.
axe DevTools
https://www.deque.com/axe/devtools/
Ein professionelles Plugin für Chrome und Firefox – besonders gut für komplexe Anwendungen. Setzt auf WCAG-Standards und markiert auch kontextabhängige Fehler.
Siteimprove Accessibility Checker
https://siteimprove.com
Ideal für größere Unternehmen und Agenturen. Bietet nicht nur automatische Tests, sondern auch Schulungen und Workflows zur Fehlerbehebung.
Was KI nicht kann – und was du trotzdem tun musst
Wichtig: KI kann dir viel Arbeit abnehmen, aber nicht die Verantwortung. Nur weil ein Tool 90 % „OK“ sagt, heißt das nicht, dass deine Seite gesetzeskonform ist.
Denn Barrierefreiheit ist nicht nur Technik, sondern auch Design und Sprache:
- Wie verständlich sind deine Inhalte wirklich?
- Ist die Navigation logisch aufgebaut?
- Werden interaktive Elemente (z. B. Buttons) auch per Tastatur erkannt?
Hier brauchst du manchmal Menschen, die testen – zum Beispiel Screenreader-Nutzer:innen oder barrierefreie Testpersonen. Aber KI kann dich vorbereiten.
Workflow für barrierefreies Webdesign mit KI-Unterstützung
Struktur & Inhalte planen
Frag ChatGPT nach barrierefreien Layouts und typischen UX-Hürden
Texte optimieren
Leichte Sprache? Screenreader-Kompatibilität? Alternativtexte? ChatGPT liefert
Code prüfen
Nutze Lighthouse, axe oder WAVE direkt im Browser
Manuelle Checks
Teste mit Tastatur, Zoomfunktion und Screenreader
WordPress?
Geniales Plugin: Ally! Step by step. Und es hilft (Klick mal auf den Button links unten).
Feedback einbauen
Baue eine Feedback-Funktion ein, z. B. „Barriere entdeckt? Melden Sie sich hier.“
Barrierefreiheit ist Pflicht – KI macht sie machbar
Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern auch ein Zeichen von Respekt und Inklusion.
Mit KI wird sie einfacher, schneller und verständlicher:
- ChatGPT hilft dir beim Texten, Strukturieren und Verstehen
- Tools wie WAVE oder Lighthouse zeigen dir, wo’s hakt
- Du sparst Zeit, behältst die Kontrolle und bleibst rechtlich auf der sicheren Seite
Und das Beste: Wer barrierefrei denkt, macht automatisch bessere Websites für alle – nicht nur für Menschen mit Einschränkungen.
In Österreich ist die Barrierefreiheitserklärung für Websites öffentlich-rechtlicher Einrichtungen verpflichtend – geregelt im Web-Zugänglichkeits-Gesetz (WZG). Wer also zur öffentlichen Hand gehört oder mit Steuergeld finanziert wird, muss die digitale Zugänglichkeit nicht nur umsetzen, sondern auch transparent machen. Deutschland regelt das ähnlich: Dort gilt die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0), die von Bundes- und Landesbehörden eine entsprechende Erklärung verlangt.
Doch was ist mit Unternehmen? In beiden Ländern besteht (noch) keine explizite Pflicht zur Barrierefreiheitserklärung im privaten Sektor. Aber Vorsicht: Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG) in Österreich und das BGG in Deutschland stellen klar, dass Diskriminierung im digitalen Raum rechtlich angreifbar ist. Wer eine Website betreibt, die Menschen mit Behinderung faktisch ausschließt, riskiert also mehr als einen Imageschaden – es drohen Abmahnungen und Klagen.
Keine Erklärung abzugeben, nur weil man nicht muss, ist strategisch kurzsichtig. Eine gute Barrierefreiheitserklärung ist nicht nur ein Schutzschild gegen rechtliche Grauzonen, sondern auch ein Signal: Mein Unternehmen nimmt digitale Teilhabe ernst. Und das kommt an – bei Usern, bei Kunden, bei Google.
Ich habe eine. Und du?