KI-Guru

Warum ChatGPT keine Intelligenz hat (und wir trotzdem drauf reinfallen)

Verbal verprügelt auf Facebook

Ich hab’s gesagt: „ChatGPT ist keine KI.“ Zack. Verbale Watschn von allen Seiten. Auf Facebook. In einer KI-Gruppe. „Du hast keine Ahnung!“, „Technikverweigerer!“, „Das ist einfach nur dumm und falsch!“ Alles dabei. Ich? Hab nur geschrieben, dass ChatGPT keine Intelligenz hat. Sondern nur so tut.

Und genau darum geht’s: Wir lassen uns zu gern blenden. Von Maschinen, die wie Menschen klingen. Von Sätzen, die schlau aussehen. Aber Intelligenz? Ist das nicht.

Also: Was ist ChatGPT wirklich und warum fühlt sich das so anders an, als es ist?

Was Intelligenz wirklich bedeutet

Echte Intelligenz erkennt Zusammenhänge, denkt voraus, bewertet. Sie kann scheitern, zweifeln, umdenken. Sie lernt nicht nur, sie versteht.

Ein Kind, das „Mama“ sagt, versteht mehr als ein Sprachmodell mit 175 Milliarden Parametern. Warum? Weil es Kontext hat. Bedeutung. Gefühl. Zielgerichtetes Handeln. Und das fehlt ChatGPT.

Was ChatGPT macht, ist: Wahrscheinlichkeiten berechnen. Wort für Wort. Das nächste passende Wort vorhersagen. Basierend auf Daten, nicht auf Denken. Klingt wie Intelligenz. Ist aber Statistik. Auf Speed.

Der Trugschluss der Sprache

Wir Menschen sind sprachverliebt. Wenn etwas klug klingt, halten wir es für klug. Sprache ist unser Hauptkanal für Intelligenz. Deshalb sind wir so anfällig.

ChatGPT nutzt genau das. Es lügt nicht. Es weiß nur nicht, was wahr ist. Es plappert. Gut formuliert, charmant, verbindlich. Aber ohne Verstand.

Und das macht’s gefährlich: Wir halten Simulation für Substanz. Nur weil’s gut klingt.

Der Chinese Room: Denken ohne Verstehen

John Searles Gedankenexperiment bringt’s auf den Punkt:

Ein Mensch sitzt in einem Raum. Bekommst chinesische Zeichen rein. Hat ein Regelbuch. Kombiniert Zeichen. Gibt sie zurück. Von außen sieht das aus wie Chinesisch sprechen. Aber: Der Mensch versteht kein Wort.

Das ist ChatGPT. Es kennt keine Bedeutung. Nur Muster. Kein Bewusstsein, keine Intentionalität. Nur Textverarbeitung auf hohem Niveau.

Halluzinationen: Wenn Maschinen fantasieren

ChatGPT „halluziniert“. Das heißt: Es erfindet. Mit Überzeugung. Fakten, Quellen, Namen. Klingt plausibel. Ist aber Bullshit.

Warum? Weil es keine Realität kennt. Kein Richtig oder Falsch. Nur das, was statistisch wahrscheinlich klingt. Und das reicht oft schon, um uns zu täuschen.

„Fake it till you make it“ – das Prinzip hat ChatGPT perfektioniert.

Warum das wichtig ist

Wenn wir Maschinen für intelligent halten, verlieren wir den Begriff. Dann ist alles „KI“. Und nichts mehr echt. Dann glauben wir: Maschinen können denken, fühlen, entscheiden. Dabei folgen sie nur Regeln. Ohne Verantwortung. Ohne Ethik.

Das Problem ist nicht die Technik. Es ist unsere Projektion. Unsere Wunschvorstellung. Unsere Naivität.

Wir wollen glauben, dass Maschinen uns entlasten. Dass sie besser sind. Objektiver. Neutraler. Aber sie sind nur so gut wie die Daten, die wir reinschütten. Und die sind oft: vorurteilsbelastet, lückenhaft, manipulativ.

ChatGPT ist ein Werkzeug. Kein Wesen.

Ein verdammt gutes Werkzeug. Eines, das Texte bauen kann wie ein Roboter Ziegel aufschichtet. Schnell, effizient, ohne Pausen. Aber ohne zu wissen, was da entsteht.

Nutzen wir es so. Als Verstärker. Als Schreibpartner. Als Ideengeber. Aber nicht als Orakel. Nicht als Wahrheit. Nicht als Intelligenz.

Denn das bleibt: menschlich. Und das ist gut so.

Technisch? Ja! Aber nicht mehr.

Technisch gesehen ist ChatGPT eine sogenannte „Künstliche Intelligenz“. So nennt man Systeme wie ChatGPT im Alltag. Aber genau das ist ja der Punkt meines Artikels: Intelligenz im menschlichen Sinn ist was anderes.

ChatGPT analysiert Daten, erkennt Muster, formuliert Texte. Aber ChatGPT versteht nichts davon. Kein Bewusstsein, keine Gefühle, keine Absicht. Es ist ein Sprachmodell. Ein Werkzeug. Kein denkendes Wesen.

Also: Ist ChatGPT eine KI? Laut Definition, ja. Aber im eigentlichen Sinn von „Intelligenz“? Ganz klar: Nein.

Lasst uns klar bleiben

ChatGPT ist keine KI im eigentlichen Sinn. Keine Intelligenz. Keine Seele. Kein Bewusstsein. Es ist ein Spiegel. Ein Echo. Eine Blackbox, die redet, ohne zu denken.

Und genau deshalb müssen wir lernen, damit umzugehen. Nicht gläubig. Sondern kritisch. Nicht ehrfürchtig. Sondern neugierig. Nicht als Ersatz für Denken. Sondern als Anlass zum Denken.

Denn wenn wir Maschinen für intelligenter halten als uns selbst, haben wir verloren.

Ich bezeichne (für mich) OpenAI’s ChatGPT als „Pseudo Sapiens“. Latein-Style. Klingt wie Homo Sapiens, meint aber: tut nur so, als wär’s klug. Ein Pseudo Sapiens ist keine denkende Lebensform. Es ist ein Wesen aus Nullen, Einsen und Token. Es imitiert den Menschen. Es redet wie wir. Es schreibt wie wir. Aber es versteht nichts davon. Es ist ein Simulant, ein sprachlicher Deepfake mit freundlicher Stimme.

Pseudo heißt: vorgetäuscht, nicht echt.
Sapien heißt: denkend, vernunftbegabt.

Zusammen: Einer, der so tut, als ob er denkt.

Und hoffentlich bekomme ich jetzt weniger „Prügel“ als letzte Woche auf Facebook…

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