Take It Down Act: Was Europa von den USA in Sachen digitalem Persönlichkeitsschutz lernen kann

Viel Vernünftiges ist ja dieses Jahr noch nicht aus den USA gekommen. Doch ein Gesetz ist nicht nur erwähnenswert, es wäre in dieser Form auch bei uns zu begrüßen: Der „Take It Down Act“.

Stell dir vor, ein fremder Mensch veröffentlicht intime Bilder von dir im Netz – ohne dein Wissen, ohne deine Zustimmung. Oder schlimmer: Es sind KI-generierte Deepfakes, die dich in kompromittierenden Situationen zeigen, obwohl du nie dort warst. Klingt nach einem Tech-Thriller? Leider Alltag für viele. Und genau hier setzt der Take It Down Act an – ein neues Gesetz aus den USA, das Europa ziemlich gut zu Gesicht stehen würde.

Was ist der Take It Down Act?

Kurz gesagt: Der Take It Down Act ist ein Gesetz, das Opfern von sogenannter „nicht einvernehmlicher intimer Bildverbreitung“ (kurz: NCII – Non-Consensual Intimate Images) mehr Schutz bietet. Er gilt seit April 2025 in den USA und hat ein klares Ziel: Plattformen wie TikTok, Reddit oder X (ehemals Twitter) dazu zu verpflichten, intime Inhalte schnell und konsequent zu löschen, wenn sie ohne Zustimmung geteilt wurden – egal ob es sich um reale Fotos oder Deepfakes handelt.

Hier ein paar zentrale Punkte des Gesetzes:

  • Plattformen müssen solche Inhalte innerhalb von 48 Stunden entfernen.
  • Es reicht eine Meldung durch die betroffene Person (oder Erziehungsberechtigte bei Minderjährigen).
  • Wiederholte Verstöße können zu empfindlichen Geldstrafen und sogar Haftstrafen führen.
  • Auch die Androhung, solche Inhalte zu posten, ist strafbar.

Hinter dem Gesetz steht übrigens auch eine Plattform gleichen Namens: TakeItDown, betrieben vom US National Center for Missing and Exploited Children – dort kann man betroffene Inhalte einfach melden und die Entfernung starten.

Warum das so wichtig ist

Nicht einvernehmliche Bilder im Netz sind kein „Jugendsündenproblem“. Sie sind ein massiver Eingriff in die Privatsphäre – mit psychischen, sozialen und oft auch beruflichen Folgen. Besonders betroffen: Jugendliche, queere Menschen und Frauen. Und mit KI wird’s nicht besser. Die Zahl gefälschter Nacktbilder explodiert förmlich – laut Studien stammen über 95 % aller Deepfake-Pornos von Bildern weiblicher Personen.

Das Problem ist also real. Und riesig. Gut, dass die USA endlich gesetzlich reagieren – doch wie sieht’s bei uns in Europa aus?

Gibt es ein europäisches Pendant?

Ja … und nein. Die EU hat im Mai 2024 die erste Richtlinie gegen Gewalt an Frauen verabschiedet, in der auch NCII als Straftatbestand aufgenommen wurde. Das ist ein großer Schritt, aber:

  • Die Umsetzung ist Sache der Mitgliedsstaaten.
  • Es gibt keine zentrale Meldeplattform.
  • Deepfakes werden nicht explizit genannt – obwohl sie längst Teil des Problems sind.

Einige Länder sind da schon weiter:

  • In Irland etwa schützt das „Coco’s Law“ seit 2020 gegen die Verbreitung privater Bilder ohne Zustimmung.
  • Frankreich, Spanien und Deutschland haben Gesetze gegen „Revenge Porn“, oft aber ohne klare Regelungen für Deepfakes.
  • Eine EU-weite Plattform mit Löschpflichten? Fehlanzeige.

Braucht Europa einen eigenen Take It Down Act?

Ganz klar: Ja.

Denn was bringt ein Gesetz, wenn Betroffene nicht wissen, wohin sie sich wenden können? Oder wenn Plattformen 14 Tage prüfen, ob ein Bild gelöscht werden „muss“? Genau hier punktet der US-Ansatz:

  • Niedrigschwellige Hilfe: Ein paar Klicks, keine Strafanzeige nötig.
  • Zentral organisiert – mit Tech-Partnern, die kooperieren müssen.
  • Zeitnahe Löschung, statt monatelanger Diskussionen.

Ein europäischer Take It Down Act würde Menschen stärken, statt sie mit Screenshots und Paragraphen allein zu lassen. Und er könnte Standards setzen im Umgang mit KI-generierten Inhalten – gerade jetzt, wo Deepfake-Tools für jeden zugänglich sind.

Was heißt das für uns?

Ob Unternehmen, Schulen oder digitale Communities: Wir alle profitieren davon, wenn die Privatsphäre im Netz geschützt wird. Denn Vertrauen ist die Grundlage digitaler Teilhabe. Wer Angst haben muss, zum nächsten viralen Deepfake zu werden, postet keine Inhalte mehr, teilt weniger und zieht sich zurück.

Deshalb ist der Take It Down Act mehr als ein US-Gesetz – er ist ein Signal. Eines, das Europa hören sollte.

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