Der Druck ist hoch. Die Hilfe könnte künstlich sein.
Die Gastronomie in Österreich steckt in einer tiefen Krise. Laut Wirtschaftskammer haben allein 2023 über 2.000 Lokale zugesperrt – Tendenz steigend. Auch bekannte Namen trifft es: Das traditionsreiche „Café Ritter“ in Ottakring verabschiedete sich still aus der Szene. Es fehlt nicht an Leidenschaft, sondern an Luft zum Atmen. Höchste Zeit, neue Wege zu denken – denn ohne Gastronomie verliert nicht nur die Kulinarik, sondern auch unser soziales Miteinander.
Personalnot. Mieten/Pacht, Bürokratie. Energiepreise. Warenkosten. Sozialabgaben. Die österreichische Gastronomie steht mit dem Rücken zur Wand – und das schon länger. Viele Betriebe kämpfen täglich ums Überleben. Innovation? Meist Fehlanzeige. Keine Zeit, keine Ressourcen.
Aber was wäre, wenn Unterstützung nicht unbedingt menschlich sein muss? Was, wenn künstliche Intelligenz (KI) Prozesse übernimmt, vereinfacht und sogar Einnahmen ankurbelt?
Spoiler: Es geht. Und es ist keine Science-Fiction.
Hier sind konkrete Wege, wie KI Gastronomiebetriebe entlasten kann – sofort oder mit wenig Anlauf.
Personalplanung automatisieren
Weniger Chaos, mehr Klarheit: KI-gestützte Tools wie Planday oder Deputy analysieren vergangene Umsätze, Wetterdaten, Feiertage und Stoßzeiten und schlagen optimale Schichtpläne vor.
Vorteil: Weniger Überstunden, bessere Auslastung, zufriedenes Team. Und das spart bares Geld.
Wareneinsatz clever steuern
Die Preise für Lebensmittel schwanken extrem. KI kann helfen, durch smarte Einkaufs- und Lagerverwaltung Tools wie Choco oder Apicbase den Überblick zu behalten:
- Was wird zu viel bestellt?
- Wo entstehen Verluste?
- Was lässt sich günstiger einkaufen?
KI analysiert Verkaufsdaten und hilft, Überbestellungen, Verderb und unnötige Kosten zu vermeiden.
Preise dynamisch anpassen
Wie Airlines oder Hotels: Mit KI lässt sich ein „dynamisches Pricing“ einführen – z. B. günstigere Preise bei geringer Nachfrage oder Happy Hour-Angebote, wenn der Laden leer ist. Tools wie Quicklizard oder Pricemoov unterstützen dabei.
Fazit: Nicht alles muss teurer werden – nur smarter kalkuliert.
Speisekarte optimieren
Künstliche Intelligenz kann mithilfe von Verkaufszahlen, Kundenfeedback und aktuellen Food-Trends Empfehlungen für die Speisekarte liefern. Welche Gerichte laufen gut? Welche nicht? Was wäre ein guter Neuzugang?
Das Tool ClearCOGS geht sogar noch weiter: Es prognostiziert, welche Gerichte heute Abend besonders gefragt sein werden – auf Basis von Wetter, Events, Wochentag und bisherigen Bestellungen.
Gäste-Kommunikation automatisieren
Reservierungen, Allergieanfragen, Tischänderungen? KI-Chatbots wie EmbedAI oder TableDuck übernehmen den digitalen Empfang – freundlich, rund um die Uhr, in mehreren Sprachen.
Resultat: Weniger Unterbrechungen im Service, mehr Zeit fürs Wesentliche.
Online-Präsenz pushen
Viele Gastro-Websites sind leider so appetitlich wie ein verbrannter Toast. Mit KI-Tools wie ChatGPT, Copy.ai oder Canva Magic Write lassen sich in Minuten:
- Menübeschreibungen schreiben
- Social-Media-Posts planen
- Newsletter entwerfen
So bleibt der Betrieb online sichtbar – auch ohne eigenes Marketingteam.
Buchhaltung & Bürokratie erleichtern
Papierkram ist der größte Spaßkiller. KI-basierte Buchhaltungssoftware wie lexoffice, sevDesk oder Fiskaly hilft, Rechnungen zu digitalisieren, Belege automatisch zu erfassen und gesetzeskonform zu dokumentieren.
Weniger Fehler, mehr Zeit fürs Tagesgeschäft.
Ja, aber… ist das alles leistbar?
Klar: Nicht jeder Wirt kann gleich ein digitales Komplettpaket buchen. Aber viele Tools starten mit kostenlosen Versionen oder Monatsabos, die sich schnell amortisieren – vor allem, wenn sie Personalengpässe oder Fehlkäufe ausgleichen.
Der Clou: KI ersetzt keine Menschen – sie unterstützt sie. Die wichtigste Zutat bleibt weiterhin das persönliche Erlebnis, die Gastfreundschaft, das Ambiente. Aber wenn Technik den Rücken freihält, bleibt mehr Zeit genau dafür.
Wie ich mir die Zukunft NICHT vorstelle
Ein ganz anderer Zugang: Im Yaoco Street im Salzburger Europark servieren Roboter asiatische Streetfood-Gerichte – oder besser gesagt: sie bringen sie an den Tisch. Der bekannte Gastronom Yaoyao Hu setzt hier auf Effizienz und Showeffekt. Auch wenn das technisch beeindruckt, ist klar: Das kann nicht der neue Standard werden.
Gastronomie lebt vom zwischenmenschlichen Kontakt, vom Lächeln beim Servieren, vom kurzen Schmäh mit der Bedienung. Der Roboter ersetzt keinen Menschen – und sollte es auch nicht. Aber als punktuelle Entlastung in Stoßzeiten? Da kann Technik durchaus sinnvoll sein. Nur eben nicht als Hauptdarsteller.
KI ist kein Luxus – sondern Überlebenshilfe
Die Gastrobranche steht unter Druck wie nie. Künstliche Intelligenz kann keine Kellner:in ersetzen – aber sehr wohl mitdenken, vorplanen, analysieren und entlasten.
Wer früh digitalisiert, kann später profitieren. Und vielleicht wird aus dem täglichen Überlebenskampf so wieder ein Stück echte Gastgeberfreude. Ob die KI dem Café Ritter geholfen hätte? Steht in den Sternen. Schlimmer gemacht hätte sie es sicher nicht.