KI-Guru

Generative AI in Videospielen: Wo Transparenz Pflicht ist

Die Gaming-Community ist vieles – leidenschaftlich, kritisch, loyal. Aber eines verträgt sie gar nicht: fehlende Ehrlichkeit.

Das zeigt gerade der Fall The Alters, ein Survival-Game mit starkem Storyfokus vom polnischen Entwickler 11 Bit Studios (bekannt durch This War of Mine). Ein Titel mit viel Potenzial und einem massiven PR-Problem.

Warum? Wegen ungewollt eingesetzter KI. Und weil niemand den Spielern vorher Bescheid gesagt hat.

Was ist passiert?

Im Juni 2025 veröffentlichte Push Square einen Bericht:
Spieler hatten in der Demo von The Alters Hinweise auf generative KI entdeckt. Konkret ging’s um synthetisch erzeugte Stimmen, die wohl bei der Vertonung von Nebencharakteren verwendet wurden.

Das Problem:
Nichts davon stand in den Patch Notes. Kein Wort auf der Website. Keine Info auf Steam.

Die Reaktion der Community?
Wütend. Enttäuscht. Verunsichert.

Und das zu Recht.

Worum geht’s in The Alters?

Kurz zur Einordnung:
The Alters ist ein Sci-Fi-Survival-Game mit Storyschwerpunkt. Der Spieler verkörpert Jan, einen einsamen Raumfahrer auf einem fremden Planeten. Um zu überleben, muss er verschiedene Versionen seiner selbst erschaffen (sogenannte Alters), die unterschiedliche Entscheidungen getroffen haben.

Das Spiel verspricht emotionale Tiefe, existenzielle Fragen und eine immersive, persönliche Geschichte.

Kurz: Ein Game, das stark auf Narrative, Charakterbindung und Atmosphäre setzt.

Und genau das macht den Einsatz von generativer KI in den Stimmen so heikel:
Er wirkt unehrlich. Unauthentisch. Kalt.

Warum sind die Spieler so sauer?

Es geht nicht um Technik.
Die meisten Gamer haben nichts gegen KI. Wenn sie sinnvoll eingesetzt wird.

Aber hier fehlte eines: Transparenz.

  • Keine Kommunikation
  • Kein Opt-in
  • Keine Info, ob die Stimmen von realen Menschen oder Algorithmen stammen

Für ein Studio, das sich über Ethik und Tiefe definiert, ist das ein Eigentor.
Noch schlimmer: Die KI-Stimmen wurden vermutlich nicht mal aus Kostengründen, sondern zur Beschleunigung der Produktion genutzt. Und das kommuniziert? Gar nicht.

Die Reaktion von 11 Bit Studios

Nach der Kritik ruderte das Studio zurück. Sie erklärten, der KI-Einsatz sei nicht beabsichtigt gewesen – ein „externes Tool“ habe versehentlich KI-Assets integriert.

Man werde den Fehler beheben und betroffene Inhalte durch von Menschen gesprochene Voice-Overs ersetzen.

Das klingt ehrenwert. Aber ganz ehrlich:
In einem professionellen Studio passiert so etwas nicht „aus Versehen“. Das Problem liegt tiefer und betrifft nicht nur The Alters.

Warum das ein Weckruf für alle ist

Der Fall zeigt: Generative AI in Videospielen ist längst Realität.
Aber wie wir damit umgehen, entscheidet über Vertrauen oder Vertrauensbruch.

Es geht nicht nur um Technik – sondern um Haltung.

Wenn Studios KI nutzen, müssen sie das offenlegen.
Wie bei Lebensmitteln: Wer was Künstliches reinmischt, muss es auf die Packung schreiben.

Was es jetzt braucht:

  • Klare Kennzeichnung von KI-Inhalten
  • Offene Kommunikation auf Steam, in Foren, in Trailern
  • Einen Code of Conduct für den KI-Einsatz in Games

Denn KI ist kein Problem. Heimlicher KI-Einsatz schon.

Warum Transparenz gerade in Games so wichtig ist

Gamer bauen Beziehungen zu Spielen auf.
Sie investieren Zeit, Geld, Emotionen.

Wenn eine Figur plötzlich klingt wie ein Deepfake-NPC, reißt das raus. Noch schlimmer: Wenn die KI-Stimme erst dann auffällt, nachdem man Geld für Early Access bezahlt hat.

Das ist keine technische Frage, sondern eine Vertrauensfrage.
Und Vertrauen ist die Währung der Gaming-Branche.

Was andere Studios jetzt lernen sollten

Viele Entwickler testen aktuell generative AI:

  • Für Dialoge
  • Für Side-Quests
  • Für Voice Acting
  • Für Musik und Soundeffekte
  • Für Texturen und NPC-Verhalten

Und das ist okay – wenn offen damit umgegangen wird.
Wenn Spieler wissen: „Diese Quest stammt von GPT, das Voice-Over von ElevenLabs.“

Dann können sie selbst entscheiden, wie sie dazu stehen.

Aber wenn Studios auf leisen Sohlen KI-Content integrieren, schadet das nicht nur der Community, sondern der ganzen Branche.

Mein Vorschlag: Ein AI-Label für Games

Was wir brauchen, ist ein Standard.
Ein sichtbares Label für generative Inhalte wie „Contains AI-generated content“.

Das könnte helfen:

  • Erwartungen zu managen
  • Shitstorms zu vermeiden
  • Vertrauen wieder aufzubauen

Denn so wie bei The Alters darf das nicht mehr laufen. Ein starkes Spiel! Mit schwacher Kommunikation.

KI ist kein Feind. Unehrlichkeit schon.

The Alters hätte ein Vorzeigeprojekt werden können: Für mutiges Storytelling, kluge Sci-Fi-Ideen, spannende Charaktere. Jetzt wird es für viele zum Beispiel dafür, wie man generative AI nicht integrieren sollte.

Die Lehre daraus:
Wer KI nutzt, muss auch den Mut haben, dazu zu stehen.
Egal ob bei Sidequests, Voice-Overs oder Game Art.

Denn: Transparenz ist kein Feature. Sie ist Pflicht.

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