Stell dir vor: eine Technologie, die nicht nur Prozesse effizienter macht, sondern ganze Wirtschaftszweige verschiebt. Genau das verspricht die neueste Analyse des Penn Wharton Budget Model (PWBM) zur Frage: Welche Auswirkungen hat Generative KI auf Wachstum und Produktivität in der Zukunft? Ich nehme dich mit auf eine Reise durch Daten, Chancen und Risiken – ganz praktisch für Unternehmer:innen, Kreative und Entscheider.
Was sagt die PWBM-Analyse?
Die PWBM-Studie schätzt, dass rund 40 % des aktuellen US-BIP durch Generative KI „substanziell betroffen“ sein könnten.
Nach ihrem Modell:
- Die grösste Wirkung auf das Wachstum von Gesamtfaktorproduktivität (TFP) erwartet man im frühen 2030er-Jahren, mit einem jährlichen Beitragsanstieg von etwa 0,2 Prozentpunkten im Jahr 2032.
- Langfristig ergibt sich eine höhere Niveaustufe: laut Modell sind TFP und GDP-Levels 1,5 % höher bis 2035, nahezu 3 % bis 2055, und 3,7 % bis 2075 gegenüber Szenario ohne Generative KI.
- Wichtig: Diese Effekte beruhen auf Annahmen über Technologie-Adoption und Automationspotenziale – also mit Vorsicht interpretieren.
Wenn du das auf dein Unternehmen überträgst: Der Hebel ist da. Aber er braucht Zeit, Investition, Umstellung – und vor allem: Strategie.
Was bedeutet das konkret für Unternehmen & Kreative?
Für dich als Unternehmer:in oder Kreativer heißt das: Generative KI ist nicht das Allheilmittel über Nacht – aber ein strategischer Hebel. Einige Szenarien:
- Stellen, bei denen Aufgaben automatisierbar sind (z. B. Schreib-, Analyse-, Code-Routine) haben laut Studie besonders hohe Expositionsraten: z. B. Büro-/Verwaltungsjobs etwa 75 % „exponiert“.
- Die Studie der Federal Reserve Bank of St. Louis zeigte: Nutzer von Generativer KI berichten im Schnitt 5,4 % Zeitersparnis pro Arbeitswoche.
→ Für 40 Stunden Woche etwa 2,2 Stunden gespart. - Kreative, Agenturen, Designer: Ihr Vorteil könnte sein, sich auf Qualität, Individualität, menschliches Urteil zu fokussieren – denn dort liefert KI oft keinen vollständigen Ersatz, aber erheblichen Support.
Wenn du zum Beispiel im Design oder KI-Gestaltung tätig bist, heißt das: Nutze KI als Co-Pilot, nicht als Ersatz. So hebst du Produktivität, ohne Kreativität zu verlieren.
Strategie-Empfehlungen
Okay – wie gehst du vor, damit die potenziellen Effekte real werden und nicht nur Wunschdenken bleiben?
- Aufgabeninventur machen
Analysiere deine Prozesse: Welche Teilaufgaben könnten von Generativer KI unterstützt oder ersetzt werden? Nicht ganze Jobs – sondern konkrete Aufgaben. - Pilot-Versuche starten
Klein anfangen: experimentiere mit KI-Tools in einem klar definierten Bereich (z. B. Content-Erstellung, Prototyping, Datenaufbereitung). Messe Zeitersparnis, Qualität, Kosten. - Lernkurve einplanen
Die Studie zeigt: Heute ist der Beitrag gering (~0,01 pp 2025) weil Adoption erst beginnt. Also: nicht erwarten, dass alles sofort klappt. Training, Kultur, Prozesse müssen mit. - Qualität über Geschwindigkeit stellen
Wenn KI-Outputs minderwertig sind oder falsch eingesetzt werden, kann der Effekt in die falsche Richtung gehen (z. B. Mehraufwand zur Korrektur). - Langfristige Perspektive einnehmen
Der Modell-Effekt kommt über Jahrzehnte. Sichtbare Hebel kurzfristig = Wettbewerbsvorteil. Wer heute KI sinnvoll integriert, kann später produktiver sein.
Grenzen & kritische Reflexion
Ein paar „real talk“-Hinweise:
- Die PWBM-Zahlen sind Prognosen – basierend auf Annahmen zur Technologie-Adoption und Automatisierbarkeit. Änderungen in Technologie oder Regulierung können alles verschieben.
- Produktivitätsgewinne zeigen sich nicht automatisch in den klassischen KPIs (z. B. gemessene TFP). Ein Teil könnte sich als „etwas schneller arbeiten“ oder „mehr Freizeit“ zeigen – was dann nicht direkt als Wachstum erfasst wird.
- KI-Implementierung hat Fallstricke: Ohne passende Prozesse, Datenqualität, Mitarbeiterschulung bleibt viel Potenzial ungenutzt.
- Aufgaben-ersetzende Automatisierung erzeugt nicht automatisch weniger Arbeit – oft wandert Arbeit um oder verändert sich (Skill-Aufbau, neue Aufgaben).
- Risiko: Wer glaubt, KI ist Plug-and-Play, setzt sich selber unter Druck. Der Wert entsteht durch sinnvolle Kombination von Mensch + Maschine.
Europäische Perspektive: KI-Produktivität made in EU
Auch in Europa entstehen gerade starke Impulse – teils leiser, aber strategisch klüger als im US-Markt. Frankreich etwa investiert massiv in eigene Sprachmodelle (Mistral AI), die speziell für europäische Sprachen und Datenschutzstandards trainiert werden. In Deutschland zeigt Siemens, wie Generative KI in der Industrie eingesetzt werden kann: vom automatisierten Code-Schreiben für Maschinensteuerungen bis zu KI-gestützten Wartungsanalysen in der Fertigung. Österreich wiederum punktet mit Projekten wie AI made in Austria, wo Forschungseinrichtungen und Unternehmen gemeinsam an praxisnahen KI-Anwendungen arbeiten – etwa im Maschinenbau, Tourismus oder Gesundheitswesen.
Diese Beispiele zeigen: Europa muss nicht kopieren, sondern kann differenzieren. Der Kontinent hat andere Stärken – Qualität, Sicherheit, Ethik. Wenn diese mit generativer KI kombiniert werden, entsteht ein Produktivitätsmodell, das nicht auf blinden Effizienzdrang setzt, sondern auf nachhaltige Leistungssteigerung. Und genau das könnte langfristig der entscheidende Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA oder China sein.
Eine klare Botschaft
Wenn du heute nicht damit beginnst, KI-Potenziale zumindest zu erkunden, riskierst du, in ein paar Jahren produktiv hinterherzuhinken. Nicht weil KI automatisch alles besser macht – sondern weil Wettbewerber, die KI klug einsetzen, ihre Kosten senken, Innovation schneller bringen, Dienstleistungen effizienter machen.
Der Schlüssel: Gestalte den Wandel bewusst. Mach nicht KI nach dem Motto „wir müssen etwas tun“, sondern „wir tun dieses eine Projekt jetzt – und lernen daraus“. So kannst du den Hebel der Generativen KI nutzen – bevor er für dich zum Nachteil wird.


