Die Geschichte eines Wappens (und der KI, die es rettete)
Meine Mutter stammt aus der Familie von Laudon. Ja, genau der Laudon: Gideon Ernst Freiherr von Laudon, einer der bekanntesten Feldherren der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert. Ein brillanter Militärstratege, gefeiert in der Schlacht, verewigt in Schulbüchern und trotzdem ist von seinem Erbe im Alltag kaum etwas geblieben. Außer dem Wappen.
Ein prächtiges Stück Heraldik: Schild in Blau mit zwei goldenen Balken, dazwischen drei Löwenköpfe, Helm mit Bärentatzen, darüber Straußenfedern in Rot, Silber und Blau. Aber wie das mit alten Dingen so ist: Man findet sie oft nur in schlechter Qualität – wenn überhaupt. Im Fall des Laudon-Wappens: eine Miniaturgrafik im Netz, 245 x 340 Pixel, verpixelt, farbverwaschen, kaum Details.
Und da kam mir die Idee: Warum nicht ChatGPT als Assistenten einsetzen? Kein automatischer Zauberstab, aber ein Partner, der denkt, hilft und verfeinert. Kombiniert mit Bild-KI und Gigapixel ließ sich so ein erstaunlich realistisches Ergebnis erzielen. Hier mein Workflow und ein Appell an alle, die denken, KI sei nur für Katzenbilder und generische LinkedIn-Prompts.
Schritt 1: Recherche (und eine winzige Quelle)
Zuerst die Suche. Ich wollte kein willkürliches Familienwappen, sondern das echte Laudon-Wappen (nicht mal das auf Wikipedia stimmt zu 100%). Fündig wurde ich auf einer Nischenseite mit Wappenabbildungen – eine kleine, unscharfe Grafik. Zu wenig für den Druck, zu schlecht für ein Poster. Aber ein Anfang.
Ich lud das Bild in ChatGPT hoch und begann, das Wappen zu beschreiben. Ich fragte:
„Was siehst du? Welche Farben, Symbole, Strukturen? Was könnte dieser goldene Balken bedeuten?“
ChatGPT analysierte die Elemente, erkannte heraldische Begriffe und half mir, die Symbolik zu verstehen. Schon allein diese Beschreibung war ein Gewinn, denn ein Wappen lebt von der Bedeutung hinter der Form.
Schritt 2: Detailanalyse & Prompt-Feinschliff
Der nächste Schritt war kreativer: Ich bat ChatGPT, das Wappen basierend auf Heraldikregeln und meiner Beschreibung in Textform „neu zu visualisieren“. Der Prompt lautete sinngemäß:
„Erstelle mir eine möglichst exakte Bildbeschreibung des Laudon-Wappens, inklusive Farben, Texturen, Licht und Aufbau als Grundlage für eine Bild-KI.“
Das Ergebnis: eine punktgenaue Beschreibung, die ich so direkt in Midjourney oder DALL·E füttern konnte. Um präzise zu bleiben, verfeinerte ich den Prompt:
- „realistisches Metall, kein Comic-Stil“
- „Blaue Schildfläche mit Goldtextur“
- „Drei heraldische Löwenköpfe – rot, silbern, blau“
- „Bärentatzen auf Helm, realistisch, kein Fantasy-Stil“
- und noch ein paar Prompt-Geheimnisse meinerseits
Die Bildausgabe: erstaunlich. Nicht perfekt, aber sehr nah dran. Und viel besser als alles, was ich bisher gesehen hatte.
Schritt 3: Hochskalieren mit Gigapixel
Jetzt war Handwerk gefragt. Die KI-Version sah gut aus, aber die Auflösung war zu niedrig für ein hochwertiges Druckbild. Hier kam Gigapixel AI ins Spiel: ein Tool von Topaz Labs, das Bilder mit Hilfe neuronaler Netze hochskaliert. Ohne die übliche Verwaschung oder Pixelkanten.
Ich ließ das generierte Wappen auf 2048 x 3072 Pixel hochskalieren. Gigapixel erkannte Kanten, Texturen, Details und interpretierte sie besser als jeder Photoshop-Filter. Kleine Artefakte entfernte ich manuell, aber die Basis war nun gestochen scharf.
Schritt 4: Verfeinerung und Finalisierung
Zurück zu ChatGPT. Ich bat es um einen letzten Check:
„Welche heraldischen Elemente sind eventuell falsch oder ungenau? Was müsste man noch verbessern?“
Das Modell verglich meine Grafik mit der ursprünglichen Heraldikbeschreibung und empfahl kleinere Korrekturen. Zum Beispiel: Die Anordnung der Federn, die Farbe der Helmdecke, die exakte Form der Balken.
Diese Hinweise setzte ich gezielt in Photoshop um – diesmal ganz klassisch per Hand. KI kann viel, aber nicht alles. Wozu bin ich Grafiker? Das Ergebnis:
Warum das Ganze?
Weil es ein gutes Beispiel dafür ist, wie man KI sinnvoll einsetzt. Kein Blender-Effekt. Kein „One-Click-Magic“. Sondern Zusammenarbeit: Mensch denkt, KI unterstützt.
Ich hätte das Wappen nie in dieser Qualität rekonstruieren können – nicht ohne teuren Wappenzeichner, nicht ohne viel Zeit. Dank ChatGPT, einer durchdachten Promptstrategie und Gigapixel hatte ich am Ende ein realistisches, historisch korrektes, hochwertiges Wappen. Druckfähig. Präsentationsreif. Und etwas, das meiner Mutter vielleicht ein Leuchten in die Augen zaubert.
KI ist mehr als Spielerei
Was bleibt? Der Stolz, ein Stück Familiengeschichte gerettet zu haben. Digital, mit modernen Mitteln. Und die Erkenntnis: KI ist kein Zauberstab, aber ein verdammt gutes Werkzeug.
Wenn man sie richtig nutzt.