Was im Hintergrund passiert – einfach erklärt
Du tippst eine Frage ein wie „Was ist der Sinn des Lebens?“ oder „Schreib mir eine Gliederung für mein Online-Projekt“. Und zack – da ist sie: die Antwort von ChatGPT. Schnell, freundlich, meistens erstaunlich passend.
Aber was passiert eigentlich zwischen deinem Prompt und der fertigen Antwort?
In diesem Artikel werfen wir einen Blick hinter die Kulissen – verständlich erklärt, ohne Technik-Kauderwelsch. So lernst du die Funktionsweise von ChatGPT besser kennen. Spoiler: Es ist ein bisschen wie Magie, nur mit sehr viel Mathematik 😉
Der Prompt: Deine Eingabe
Am Anfang steht immer dein Prompt – also das, was du eintippst. Das kann ein Satz, eine Frage oder auch ein ganzer Roman sein. Für ChatGPT ist das der Startpunkt, um zu verstehen:
- Was willst du wissen oder tun?
- In welchem Ton oder Stil soll die Antwort sein?
- Welche Informationen sind wichtig?
Die Eingabe wird übrigens nicht einfach so weitergereicht, sondern zunächst in eine Form gebracht, die der KI hilft, sie besser zu verstehen – Stichwort: Tokenisierung.
Tokens: Wörter in Zahlen verwandeln
ChatGPT denkt nicht in Wörtern, sondern in Tokens. Ein Token ist ungefähr ein Wort oder ein Wortteil (z. B. „Chat“, „G“, „PT“). Die KI verwandelt deinen Text also erst mal in eine Art Zahlen-Code.
Warum das Ganze?
Damit der Text von einem riesigen neuronalen Netzwerk verarbeitet werden kann. Und dieses Netzwerk kann nur mit Zahlen rechnen – nicht mit Sätzen wie „Erzähl mir einen Witz über Bürokaffee“.
Das neuronale Netzwerk: Das Gehirn hinter der Antwort
Jetzt wird’s spannend: Die Tokens landen im Transformer-Modell, einem riesigen neuronalen Netzwerk. Man kann sich das vorstellen wie ein extrem gut trainiertes Gehirn mit Milliarden von Verbindungen.
Dieses Netzwerk hat zwei große Aufgaben:
- Verstehen, was dein Prompt meint
- Vorhersagen, welche Worte am besten als nächstes kommen
Dabei nutzt es nicht nur dein aktuelles Prompt, sondern auch jede Menge Kontextwissen aus dem Training.
Training: Wie ChatGPT „lernt“
Bevor ChatGPT auf deine Frage antworten kann, muss es natürlich erstmal was wissen. Das geschieht beim sogenannten Training.
Das Modell wurde mit riesigen Mengen an Text trainiert: Bücher, Webseiten, Wikipedia, Forenbeiträge und vieles mehr. Beim Training hat die KI gelernt, Wortmuster und Bedeutungen zu erkennen, also:
- Welches Wort folgt wahrscheinlich auf ein anderes?
- Wie hängt ein Satz mit dem vorherigen zusammen?
- Was bedeutet ein Wort in einem bestimmten Zusammenhang?
Wichtig: ChatGPT weiß nicht im klassischen Sinne – es erinnert sich nicht an einzelne Webseiten, sondern erkennt Zusammenhänge und Wahrscheinlichkeiten.
Wahrscheinlichkeiten statt Fakten
Jetzt kommt der Clou der Funktionsweise von ChatGPT:
Es rechnet aus, welches Wort am wahrscheinlichsten als nächstes kommt.
Das klingt erstmal banal, aber ist ziemlich genial. Denn:
- ChatGPT schreibt keine fertigen Antworten aus der Schublade ab.
- Es generiert sie on the fly, Wort für Wort – oder genauer gesagt: Token für Token.
- Bei jedem Schritt wählt es aus Tausenden Möglichkeiten die wahrscheinlich passendste Fortsetzung.
Es ist ein bisschen wie beim Puzzeln: Das Modell schaut sich die bisherigen Teile (dein Prompt) an und setzt das nächste Teil möglichst passend dazu.
Kontext ist (fast) alles
Ein großer Vorteil von ChatGPT ist sein Umgang mit Kontext. Es kann sich – je nach Version – an mehrere tausend Tokens erinnern. Dadurch entstehen flüssige, zusammenhängende Texte.
Je besser du also deinen Prompt formulierst, desto besser kann ChatGPT den Zusammenhang erfassen. Das nennt man Prompt Engineering – also die Kunst, der KI gute Anweisungen zu geben.
Ein Beispiel:
Schwacher Prompt | Besserer Prompt |
---|---|
„Erzähl was über KI“ | „Erkläre einem Laien, wie künstliche Intelligenz funktioniert – in einfachen Worten und mit Beispielen.“ |
Temperature und Kreativität
Wusstest du, dass du beeinflussen kannst, wie kreativ oder sachlich ChatGPT antwortet?
Dafür gibt’s Parameter wie:
- Temperature: Steuert die Zufälligkeit. Je höher (z. B. 0.9), desto kreativer, verspielter – aber auch unvorhersehbarer. Je niedriger (z. B. 0.2), desto sachlicher und „sicherer“.
- Max Tokens: Wie lang darf die Antwort sein?
- Top-p (Nucleus Sampling): Noch ein Feintuning-Werkzeug für die Wortauswahl.
In der Praxis bekommst du über die Chat-Oberfläche meist einen ausgewogenen Mittelweg – genug Kreativität, ohne Quatsch.
Antwort zurück an dich
Sobald ChatGPT den Text generiert hat, wird er wieder von Tokens in lesbare Wörter umgewandelt – und landet in deinem Chatfenster. Voilà!
Von deiner Eingabe bis zur Antwort vergehen oft nur ein paar Sekunden. Trotzdem laufen im Hintergrund Milliarden Rechenoperationen ab – auf leistungsstarken Servern in Rechenzentren.
Und wie steht’s mit Datenschutz?
Wichtige Frage. Bei ChatGPT ist es so:
- Deine Prompts können zur Verbesserung des Modells verwendet werden (bei der kostenlosen Version), aber sie werden anonymisiert.
- In der Pro-Version kannst du die Verwendung deiner Daten deaktivieren.
- Für besonders sensible Daten lohnt sich ein Blick auf Tools wie „ChatGPT Enterprise“ oder selbst gehostete Lösungen.
Einfach gesagt: Teile keine Passwörter, persönlichen Daten oder vertrauliche Firmeninfos – genauso wenig wie in einer E-Mail.
Kein Hexenwerk – aber ziemlich clever
Die Funktionsweise von ChatGPT wirkt auf den ersten Blick wie Magie – ist aber im Kern smarte Mathematik, clevere Statistik und sehr viel Trainingszeit. Es antwortet nicht „auswendig“, sondern berechnet jedes Wort aufs Neue, basierend auf allem, was es beim Training gelernt hat.
Und genau das macht es so flexibel: ob Business-Mail, Gedicht, Code oder Küchenrezept – solange du den Prompt gut formulierst, liefert ChatGPT erstaunlich passende Antworten.